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Montag, 1. Dezember 2008

01. Dezember

Ich war mal wieder am Deich unterwegs und eigentlich völlig in Gedanken versunken. Es war kurz vor Weihnachten und ich hatte noch soo viel zu tun. Um mal ein bisschen zu entspannen, war ich spazieren gegangen. Ich konnte ja nicht ahnen, welche Folgen dieser Entschluss nach sich ziehen würde...

Plötzlich meinte ich, im Augenwinkel eine Bewegung gesehen zu haben. Ich hob meinen Blick, aber da war nichts. Also nichts Ungewöhnliches. Gerade war ich über die Brücke der Schleuse gegangen und der Loschenturm schob sich in mein Blickfeld. Komisch. Der Turm stand zwar etwas schiefer als noch vor ein paar Jahren, aber in der letzten Minute hatte er sich ganz sicher nicht bewegt. Ich zuckte mit den Achseln und wollte gerade weitergehen, als ich es sah: Für einen winzig kurzen Augenblick hatte ich oben hinter den Leuchtturmfenstern eine Bewegung gesehen. Wer huschte denn um diese Zeit auf einem still gelegten Leuchturm herum? Mir kam kurz der Gedanke an ein Gespenst. Aber das war unmöglich! Gespenster gab es doch überhaupt nicht. Beinahe musste ich über mich selbst lachen. Ausgerechnet ich kam auf diesen Gedanken!

Vieles wäre anders gekommen, wenn ich damals einfach weitergegangen wäre, aber irgendetwas hielt mich zurück. Obwohl hinter den Fenstern jetzt alles ruhig war, konnte ich mich nicht davon überzeugen, dass ich mir die Bewegungen nur eingebildet hatte. Irgendetwas war dort oben im Turm. Ich setzte mich auf eine Bank nahe der Schleuse, ohne den Turm aus den Augen zu lassen.

Es war ziemlich kalt und noch dazu wurde es langsam Abend. Fröstelnd kauerte ich mich auf der Bank zusammen. Ich gab mir Mühe, möglichst nicht aufzufallen, aber trotzdem blieb oben im Turm alles ruhig. "Du spinnst doch!", sagte ich zu mir selbst, während ich den Blick immer noch nicht abwenden konnte. Hier saß ich auf einer Bank und wartete auf etwas, das ich mir vielleicht nur eingebildet hatte. Obwohl, da war ganz sicher was gewesen, oder nicht? Aber selbst wenn, bestimmt musste so ein Turm ja auch mal gewartet werden oder so. Meine Gedanken schweiften ab. Ich dachte an eine warme Decke und eine schöne, heiße Schokolade. Vielleicht auch gleich ein heißes Bad...

Da! Erschrocken schreckte ich aus meinen Gedanken. Der Schatten am Fenster war wieder da gewesen! Meine Finger waren schon ganz rot und meine Nase spürte ich überhaupt nicht mehr, aber jetzt wollte ich es wissen. Spielte meine Fantasie mir einen Streich? Konzentriert sah ich auf die Fenster. Und tatsächlich, nach kurzer Zeit war da wieder ein Schatten. Diesmal verweilte er länger am Fenster, als ob er in die Ferne sehen würde. Plötzlich fiel von irgendwoher ein Lichtstrahl auf den Turm. Vielleicht ist es das letzte Licht der gerade untergegangenen Sonne gewesen. Das war mir in dem Moment ziemlich egal. Ich bekam eine Gänsehaut, als das Licht auf den Schatten fiel. Das war ganz sicher kein Mensch da oben! Zwar zog sich das Wesen sofort zurück, als es das Licht sah, aber nicht schnell genug. Der Schatten hatte im Licht weiß gefunkelt, da war ich mir ganz sicher! Obwohl ich nur die Umrisse erkannt hatte, oder vielleicht auch gerade deswegen, jetzt war ich mir fast sicher, dass es doch Gespenster gab. Kein Mensch der Welt war von solch einem Glitzern umgeben und hatte noch dazu einen ausgefransten Schatten!

Gespenster auf dem Loschenturm... Irgendjemand hatte mir doch mal aus Spaß gesagt, dass es dort spuke. Auf einmal kam mir das gar nicht mehr so unwahrscheinlich vor. Zwar kam das Gespenst nicht mehr ans Fenster, aber als ich zitternd (vor Kälte oder vielleicht auch aus Angst?) aufstand, zwang ich meine steifen Beine möglichst schnell am Turm vorbei und nach Hause zu gehen.